Börsengänge jagen vielen Start-Ups Angst ein

Nicht erst seit dem Debakel beim Facebook-Börsengang begegnen deutsche Start-Ups dem Gang aufs Parkett mit Angst und einer nötigen Dosis Respekt. Viele junge Unternehmen entscheiden sich trotz der vorhandenen Voraussetzungen gegen den Börsengang. Start-Ups, die auf der Suche nach frischem Kapital sind, sehen den Weg an die Börse nicht mehr als einfachste Möglichkeit, sondern bedienen sich bevorzugt anderer Optionen.

Die Gründe sind simpel. Börsengänge sind von Seiten der Investoren an erhebliche Erwartungen geknüpft. Dabei werden sie rasch mit höheren Erwartungen versehen als die Unternehmen erfüllen können. Nach einem schwierigen Börsenstart sind die Stimmen meist kritisch. Ein Beweis hierfür ist der Börsengang des US-amerikanischen Social Networks Facebook. Lange wurde der Börsengang von Facebook als der Größte des Jahres gefeiert. Die Erwartungen von Seiten der Investoren waren enorm. So wurde Facebook bereits ein ähnlicher Erfolg nachgesagt wie dem Suchmaschinenkonzern Google. Das Ergebnis fiel jedoch mäßig aus. Facebook konnte den enormen Erwartungen nicht standhalten.

Für Facebook dürfte der Börsengang vor allem der Eigenkapitalbeschaffung gedient haben. Deutsche Start-Ups distanzieren sich jedoch zusehends von diesem Weg. Im Bereich der Eigenkapitalsuche nimmt die Börse derzeit nur eine untergeordnete Rolle ein. Zum einen mögen die Risiken eines Börsengangs ausschlaggebend dafür sein, zum anderen sind die Zinsen von Darlehen weiter vergleichsweise niedrig und von einer Kreditklemme auf Seiten der Banken kann nicht gesprochen werden. Im aktuellen Fast-50-Ranking finden sich derzeit nur zwei Unternehmen, die an der Börse notiert sind.

Der IPO Markt in Deutschland weist seit langem eine eher maue Entwicklung auf. Viele Unternehmen haben sich auch dazu entschlossen, die eigenen IPO Pläne zunächst in der Schublade ruhen zu lassen.

Doch Börsengänge sind nicht nur bei Unternehmen selbst eher unattraktiv geworden. Auch Investoren bezeichnen sie häufig als unpopulär. Gegen einen Börsengang sprechen nicht nur finanzielle Risiken. Sicherlich kann der Weg aufs Parkett einem Unternehmen ein beachtliche Summe frisches Kapital in die Kassen spülen, gleichzeitig müssen durch den „Börsengänger“ aber auch hohe gesetzliche Anforderungen erfüllt werden. Sie verursachen einen nicht unbeachtlichen administrativen Aufwand. Noch vor zehn Jahren war das Bild in Deutschland ein anderes.

Belastet wird das Image der Börsengänge außerdem von der Stimmung auf dem deutschen Parkett. Nicht erst seit Eskalation der Finanzkrise im Jahr 2008 fällt diese eher mäßig aus. Trotz der Stabilisierung konnte der IPO Markt nicht neu belebt werden.

Dienstag, 20. November, 2012