Forderung der Frauenquote in der Wirtschaft wird immer mehr unterstützt

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen möchte eine Frauenquote für die Wirtschaft einführen. Konkret heißt es in dem neuen Gesetzesentwurf, dass beide Geschlechter mindestens mit einem Anteil von 30 Prozent in Vorstandspositionen und Aufsichtsräten repräsentiert sein müssen.

Kritik erhält sie dazu sogar aus den eigenen Reihen. Frauenministerin Kristine Schröder baut darauf, dass Unternehmen in Eigenregie und unter Berücksichtigung ihrer individuellen Strukturen mehr Frauen in oberen Etagen zulassen. Eine weitere Variante desselben Themas ist die Forderung der Unions-Frauen, dass die 30-Prozent-Quote 2018 erreicht sein muss, wenn ein Unternehmen nicht schon selbst bis 2013 Schritte in die Richtung unternommen hat. Die Vorsitzende des Frauenausschusses im Bundestag Sybille Laurischk erklärte, die FDP werde sich einer Quotenforderung nicht anschließen. Die FDP setze auf Mut und Eigeninitiative der Frauen. Mehrere Stimmen aus der SPD postulierten dagegen eine 40-Prozent-Quote. Wer Frauenbeteiligung in der Wirtschaft wolle, müsse dies per Gesetz verlangen.

Klaus-Peter Müller, Präsident der Corporate Governance Kommission und Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank fordert mehr Zeit für Unternehmen, die klaren Regeln umzusetzen, die bereits in den Kodex-Ergänzungen vom Jahr 2010 enthalten sind. Danach sollen Aktiengesellschaften konkrete Strategien für mehr Frauen in Aufsichtsräten benennen und Frauen auch bei der Wahl zu Vorstandspositionen stärker berücksichtigen. Die Regierung solle mit gutem Beispiel vorangehen, spielt Müller den Ball zurück, und dafür sorgen, dass in staatlichen und teilstaatlichen Unternehmen Frauen auf Entscheidungsebenen angemessen repräsentiert seien. Er sähe keine Gründe für eine Quote.

Müller hat sicherlich Recht mit seinem Seitenhieb auf die Regierung. Andererseits: Wie lange brauchen Unternehmen, um derartig aufgeweichte Richtlinien, wie in der Kodex-Ergänzung zu finden, anzuwenden? Was Müller als „klare Regeln“ bezeichnet ist mehr die höfliche Aufforderung zu etwas mehr Anstand. Was wieder einmal mehr beweist: Wer Frauen zahlreich auf wirtschaftlichen Entscheidungsebenen sehen möchte, muss diesen Kurs gegen Wind und Wetter segeln, auf Riffe und Sandbänke gefasst sein.

Samstag, 29. Januar, 2011