Bessere Vorsorge schützt den Mittelstand

Jedes Jahr melden mehr als 25.000 mittelständische Betriebe in Deutschland Insolvenz an. Dabei sind die Unternehmen häufig nicht Opfer von Krisen oder einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld. Vielmehr fehlte es an kritischer Selbstreflexion sowie routinemäßiger Überprüfung der eigenen Entscheidungen. Dem Mittelstand, so heißt es unter Experten, wird sehr oft die eigene Eitelkeit zum Verhängnis.

Im Prinzip ist es ein selbstverständlicher Teil des menschlichen Lebens: Immer wieder wird Vorsorge in medizinischer oder finanzieller Hinsicht betrieben, um ernste Konsequenzen zu vermeiden. Doch im Mittelstand ist dieses Prinzip bislang nicht angekommen, was daran liegt, dass hier Vorsorge damit zusammenhängt, eigene Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. Genauso wie der Patient, der zum Zahnarzt geht, damit konfrontiert wird, ob er oft genug die Zähne geputzt hat, erfahren Mittelständler, ob sie die richtigen Entscheidungen getroffen haben oder selbst Schuld an den finanziellen Problemen ihres Hauses sind. Eitelkeiten und Schamgefühle halten die Verantwortlichen deshalb häufig davon ab. Noch schwieriger ist die Gemengelage, wenn es um einen Familienbetrieb geht: In diesem Fall treffen die Eigner häufig Entscheidungen, die zum Wohle der Familie zu sein scheinen und sich gegen den Betrieb richten. Dies ist allerdings eine kurzsichtige Sichtweise: Denn das Unternehmen garantiert für die wirtschaftliche Stabilität der Familie. Jede Entscheidung zum Nachteil der Firma ist deshalb zugleich eine Entscheidung zum Nachteil der Familie.

Um Turbulenzen zu vermeiden und das Unternehmen stabil zu halten, empfehlen Experten deshalb dem Mittelstand, dieser solle alle drei Jahren Routine-Kontrollen durchführen und dabei folgende Fragen überaus selbstkritisch beantworten: Stimmt der Markt, auf dem agiert wird? Stimmt die Produkt-Palette, die angeboten wird? Stimmen die Margen, die erreicht werden? Wenn man zu dem Ergebnis kommen sollte, dass eine oder mehrere Fragen mit „nein“ zu beantworten sind, sei es angebracht, eine Analyse durchzuführen, wo die Fehler liegen und anschließend einen Plan auszuarbeiten, wie man diese Fehler wieder beseitigen könne. Generell sei es ratsam, diese Routine-Kontrolle und etwaige Fehler-Korrektur alle drei Jahre durchzuführen. Denn die meisten Probleme, die ein mittelständisches Unternehmen in der Gegenwart belasten, rühren von Fehlentscheidungen her, die drei oder vier Jahre zuvor getroffen worden sind.

Donnerstag, 4. Oktober, 2012